Als ich in Berlin ankam, war mein Deutsch sehr, sehr schlecht. Die Gespräche zwischen meinen Freunden erinnerten mich an den Rheinfall in Schaffhausen: eine Aneinanderreihung von Sätzen, kein Anfang und Ende greifbar und deren Wörter wie Kieselsteine in der Strömung lautstark übereinandermurmelten, ohne einen Sinn zu ergeben.
Langsam verbesserte sich meine Sprache und "Die Leiden des jungen Werthers" wurden zu meiner Abendlektüre.
Im Restaurant fiel mir unter den Gesprächen, denen ich endlich folgen konnte, auch wenn sie immer etwas schmerzhaft waren (für meine Gesprächspartner), ein immer wiederkehrender Ausdruck auf: "Wie Gott in Frankreich".
Wir grillten Würstchen im Garten einer MeckPom-Datscha und tranken dazu einen kühlen Grauburgunder, wir speisten "Wie Gott in Frankreich".
In einem Berliner Hinterhof aßen wir geräucherten Fisch aus einem alten, recycelten Kühlschrank, dazu Meerettich und ein kühles Hefeweizen – machten es wie "Wie Gott in Frankreich".
Wir lagen im Sand im Strandbad Buckow, aßen Pommes und leckten uns Rot-Weiß von den Fingern. - Sie haben es erraten! Wie "Wie Gott in Frankreich".
Wir genossen es, entspannt, in einer angenehmen Umgebung und vor allem mit Freunden zu essen.
Ich bin weiß Gott kein typischer Franzose, trage weder eine Baskenmütze noch einen Schnurrbart, laufe auch nicht ständig mit einem Baguette durch die Gegend und fühlte mich dennoch sehr geschmeichelt, dass diese glücklichen Momente mit meinem Heimatland in Verbindung gebracht wurden.
Bevor ich weitergehe, muss ich klarstellen, dass, auch wenn „Die Leiden des jungen Werthers“ eine Zeit lang zu meinem Nachttischbuch wurde, es jedoch die französische Version, „Les Souffrances du jeune Werther“ war, denn mein Deutsch hat mir bis heute nicht erlaubt, Goethe im Original zu lesen (abgesehen von Erlkönig).
Daher werden Sie auf diesen Seiten einige seltsame grammatikalische Wendungen und wahrscheinlich viele Gallizismen finden, wie zum Beispiel: „Nachttischbuch“. Aber das sind nur Anekdoten am Rand.
Hier möchte ich über Genüsse wie Essen und Trinken - wie Gott in Frankreich - sprechen, aber eben manchmal auch wie „Gott in Frankreich“ in Berlin oder Katalonien oder anderswo, denn ich glaube, dass das Feiern des Lebens, des Genusses und des guten Essens mit Freunden, nicht nur in Frankreich zu finden ist.
Zum Beispiel werden Sie dort kaum Linda Kartoffeln oder Spreewald Gurken finden, dabei sagte Gott bereits im ersten Kapitel der Genesis :
"Wenn du Linda Kartoffeln und Spreewald Gurken isst, wirst du das Paradies auf Erden finden".
Christophe Hay (Restaurant ** Fleur de Loire in Blois, Touraine).
Seit unserem Treffen hat Christophe Hay Fleur de Loire eröffnet, einen wunderschönen Ort in Blois. Aber es war in seinem ehemaligen Restaurant, La maison d'à côté, dass ich dieses delikate Gericht genossen habe: Sologne-Kaviar, Blattcreme und Radieschen aus dem Garten.
Didier Edon in Touraine
Langustinen, Coco de Paimpol, Vinaigrette aus kleinen Früchten und Schweinshaxe. Eine subtile Kombination aus Land und Meer, begleitet von einem hervorragenden Glas “Taille aux Loups Clos de la Bretonnière 2018” von Jacky Blot.
Fina Puygdeval (Restaurant ** Les Cols in Olot, Katalonien).
Royal von Pilzen mit rohen und gekochten Maipilzen. Zufällig bei einem Bissen beiße ich in ein Stück Tortel de Olot. Der Anis, der sich zwischen die Düfte von Moos und Unterholz schleicht, erhellt die Aromen und enthüllt eine mineralische, vulkanische und bescheidene Seite. In diesem Gericht steckt Poesie.
Paco Pérez (Restaurant ** Miramar in Llançà, Katalonien).
Das wichtigste Küchenutensil für Paco Perez ist sein riesiger Gusseisentopf, den nur er benutzen darf.
Juanlu Fernández (Restaurant * LÚ Cocina y Alma in Jerez de la Frontera, Andalusien).
Venusmuschel mit Jalapeño-Schaum, Messermuschel mit kalter Grenobler Sauce, Herzmuschel mit Mignonette-Sauce. Ein köstlicher Hauch von Jod. Begleitet von einem Champagne Pol Roger.
Vor Kurzem bin ich zweimal in die Vendée gefahren, um an meinem Buch zu arbeiten. Einmal während der Sardinen-Saison in Saint-Gille-Croix-de-Vie und ein weiteres Mal während der Saison der Garnelen der Region, die auch Roses de Saint Gilles genannt werden.
Dort traf und interviewte ich einen Sternekoch, Jean-marc Perochon "und mehr", wie man in Deutschland sagt.
Wir betraten die Terrasse des Restaurants „Arbore et Sens“ und wurden mit einem herzlichen Lächeln begrüßt und genau an den Tisch platziert, den wir gewählt hätten – den unter den blühenden Glyzinien. Wie gesagt, alles perfekt, und das war erst der Anfang!
Clément Dumont, talentierter Chefkoch des Restaurant Arbore et Sens in Loches
Um in Llançà Els Pescadors, das Restaurant des Küchenchefs Lluis Fernández Punset, zu finden, biegen Sie in die Hauptstraße ein und folgen ihr bis zum Ende. Dort, zwischen dem Hafen, dem Strand La Gola und dem Belvedere Castellar, steht ein großes weißes Gebäude mit blauer Beschriftung. Sie müssen nur noch die Tür aufstoßen. Dann haben Sie die Wahl zwischen dem hellen, maritim eingerichteten Speisesaal und der ruhigen, von Lorbeerbäumen umgebenen Terrasse.
Die großzügige Küche von Lluis Fernández Punset des Restaurant Els Pescadors in Llansa
Einen Teil meiner Kindheit habe ich in Aubière verbracht, einem kleinen Ort in einem Vorort von Clermont-Ferrand, in der Auvergne. Dort besuchte ich die Gemeindeschule Vercingétorix,rue Vercingétorix, und mit sechs Jahren gehörte ich zu “den Kleinen”. Wir bildeten eine Gruppe, die manchmal auf Abenteuer ausging, weit weg von der Lehrerin oder den Eltern.
So kletterten wir eines Tages die Flanken eines von Kellern durchbrochenen Hügels hinter dem Place des Ramacles hinauf, wo wir Verstecken spielten. Anfangs wagte ich mich nie zu nahe an die Höhlen, denn aus diesen tiefen, schwarzen Mäulern kam ein kalter Luftzug, wie der Atem eines Riesen. Allmählich gewöhnte ich mich jedoch an den Geruch und nahm mehr und mehr Nuancen wahr – es roch nach feuchtem Laub, nach Steinpilzen und Wald, nach einem Regenschauer. Immer lieber und länger versteckte ich mich nun in der Nähe des Eingangs und fröstelte trotzdem ein wenig.